Deutungen des Krishna-lila: Balarama

Balarama und YamunaBalarama, der Begleiter, Diener und Gefährte Krishnas, repräsentiert die spirituelle Kraft oder den spirituellen Meister. Balarama Selbst ist die erste direkte Erweiterung des Höchsten Herrn. Voller Hingabe zu Krishna hilft Er Ihm bei Seinen Spielen. Er ist zugleich der Beschützer der Gottgeweihten. Ohne die von dem echten spirituellen Meister zuströmende spirituelle Kraft kann man Krishna oder Krishna-Bewusstsein nicht erlangen. Deswegen wird Balarama auch die Inkarnation der Barmherzigkeit des Höchsten Herrn genannt; Er ist der Erlöser der Gottgeweihten. Gegenüber Heuchlern, vor allem gegenüber jenen, die sich äußerlich als gelehrt und religiös geben, in Wahrheit aber voller Hochmut sind, tritt er als Bestrafer auf.

Ausschnitt aus "Krishna - Die Höchste Persönlichkeit Gottes", Kapitel 2:

In den Upanisaden heißt es: nayam atma bala hinena labhya. "Ohne von Balarama hinreichend begünstigt zu werden, kann man weder den Höchsten noch irgendeine Form der Selbstverwirklichung erreichen." "Bala" bedeutet nicht körperliche Stärke. Niemand kann spirituelle Vollkommenheit durch körperliche Stärke erreichen. Man muss die spirituelle Kraft besitzen, die Balarama bzw. Sankarsana gewähren kann. Ananta oder Sesa ist die Macht, die alle Planeten in der Schwebe hält. In der materiellen Welt wird diese erhaltende Kraft als das Gesetz der Schwerkraft bezeichnet, doch in Wirklichkeit ist es die Wirkung der Energie Sankarsanas. Balarama bzw. Sankarsana ist die spirituelle Kraft, der ursprüngliche geistige Meister. 

Ausschnitt aus "Krishna - Die Höchste Persönlichkeit Gottes", Kapitel 77:

Als Balarama nun sah, dass es Romaharsana Suta an wirklicher Erkenntnis fehlte, beschloss Er, ihn für seinen Hochmut zu strafen. Deshalb sagte Er: "Dieser Mann verdient die Todesstrafe, denn er war, obgleich er die gute Eigenschaft aufweist, ein Schüler Vyasadevas zu sein, und obwohl er unter der Weisung dieser hohen Persönlichkeit alle vedischen Schriften studierte, nicht demütig vor dem Höchsten Persönlichen Gott." Wie in der Bhagavad-gita erklärt wird, muss jemand, der ein wirklicher brahmana und großer Gelehrter ist, zugleich auch sehr höflich sein. Romaharsana Suta jedoch war, obwohl er als hochgelehrt galt und die Möglichkeit bekommen hatte, ein brahmana zu werden, nicht höflich gewesen, was uns zeigt, dass jemand, der auf materielle Errungenschaften stolz ist, unmöglich das freundliche Wesen eines brahmana annehmen kann. Die Gelehrsamkeit eines solchen Menschen gleicht einem kostbaren Juwel auf dem Kopf einer Schlange. Trotz des kostbaren Juwels bleibt die Schlange eine Schlange und ist als solche ebenso gefährlich wie ein gewöhnliches Exemplar dieser Gattung. Wenn jemand nicht bescheiden und demütig wird, sind all seine Studien der Veden und Puranas und sein umfangreiches Wissen aus den sastras nur ein äußeres Gewand, gleich dem Kostüm eines Schauspielers auf der Bühne. Sri Balarama sprach deshalb Seine Überlegungen aus: "Ich bin erschienen, um die Falschen zu bestrafen, die in ihrem Innern unrein sind, sich aber nach außen hin sehr gelehrt und religiös geben. Es ist nur recht und billig, wenn ich solche Menschen töte, um sie an weiterem sündigen Tun zu hindern."
Sri Balarama hatte es zwar vermieden, in der Schlacht von Kuruksetra mitzukämpfen, aber dennoch blieb es aufgrund Seiner besonderen Stellung Seine vornehmste Pflicht, die religiösen Prinzipien wieder herzustellen. Aus diesen Überlegungen heraus tötete Er Romaharsana Suta, indem Er ihm mit einem kusa-Halm, einem ganz gewöhnlichen Grashalm, einen Schlag versetzte. Man mag nun fragen, wie es Balarama möglich sein konnte, Romaharsana nur durch einen Schlag mit einem kusa-Halm zu töten. Die Antwort gibt das Srimad-Bhagavatam, indem es das Wort prabhu (Meister) gebraucht. Die Stellung des Höchsten Herrn ist stets transzendental, und weil Er allmächtig ist, kann Er nach Belieben handeln, ohne Sich an materielle Gesetze und Pflichten halten zu müssen. So war es Ihm auch möglich, Romaharsana mit einem kusa-Grashalm zu töten.

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