Deutungen des Krishna-lila: Putana

Putanas EndeDie Hexe Putana gehört zu den Schergen Kamsas, des materiellen Bewusstseins in Person. Sie wurde von diesem angeheuert, um Krishna oder das Krishna-Bewusstsein so früh als möglich zu töten. Sie repräsentiert Grausamkeit, Heimtücke und Betrug und wird damit zu dem Bildnis der sektiererischen, materialistischen Kirche oder des Pseudogurus, die oder der Kinder tauft oder Schüler einweiht, dabei aber anstatt Krishna-Bewusstsein zu vermitteln oder zu stärken, es zu vergiften versucht. Putana ist äußerst geschickt darin, ihre Opfer zu täuschen, um dann zu versuchen, das Krishna-Bewusstsein zu vernichten. Sie wird dabei zum Prüfstein für die Echtheit des Krishna-Bewusstseins, denn dort wo wirkliches Krishna-Bewusstsein ist, wird sie von Krishna überwunden. 

Srila Bhaktisiddhanta Saraswati Thakura beschreibt Putana in einem Artikel aus dem Harmonist (The Harmonist, Vol. XXIX, No. 7, 1932) als Bildnis der Pseudolehrer der Religion, der materialistischen Kirchen, die dabei erfolgreich sind, dem guten Lehrer der Religion, dem wirklichen spirituellen Meister, zuvorzukommen. Ihr Ziel ist die spirituelle Vernichtung ihrer Opfer. Während die wirkliche Kirche oder heilige Gemeinschaft eine Mutter ist, die ihren Kindern Krishna-Bewusstsein vermittelt, ist die materialistische Kirche oder die Gemeinschaft der Betrügern und Betrogenen, Putana, eine Hexe, die das Krishna-Bewusstsein der Kinder zu töten versucht. Bhaktisiddhanta Saraswati erklärt, dass keine menschliche Vorrichtung die Putanas daran hindern kann, sich an die Kinder heranzumachen. Dies liegt an der allgemeinen weiten Verbreitung des Atheismus unter den Menschen, die ihre Kinder entsprechend ihrer materialistischen Natur anstatt zu dem echten spirituellen Meister, zu der Hexe Putana bringen. Jedoch das wirkliche Krishna-Bewusstsein kann von Putana nicht umgebracht werden. Sie hat nur Macht über die Atheisten. Bhaktisiddhanta Saraswati beendet seinen Artikel mit der Anmerkung, dass der echte spirituelle Meister das Erscheinen Krishnas mit seiner kompromisslosen Kampagne gegen die Pseudolehrer der Religion ankündigt. 

Ausschnitt aus dem Srimad Bhagavatam:

Während sich Nanda Maharaja auf dem Rückweg nach Gokula befand, streifte eben jene grausame Putana, die Kamsa zuvor in seinen Dienst gestellt hatte, damit sie kleine Kinder ermordete, durch die Städte, Siedlungen und Dörfer und tat ihre schändliche Pflicht. (10.6.2)

Eines Tages verwandelte sich Putana Raksasi, die sich so fortbewegen konnte, wie es ihr beliebte, und die durch den Weltraum reiste, mittels mystischer Kraft in eine wunderschöne Frau und betrat auf diese Weise Gokula, das Anwesen Nanda Maharajas. (10.6.4)

Ihre Hüften waren rund, ihre Brüste groß und fest, so dass ihre schlanke Taille überbelastet zu sein schien, und sie war sehr reizvoll gekleidet. Ihr Haar, das ein Kranz aus mallika-Blumen schmückte, umrahmte ein schönes Gesicht. Ihre Ohrringe funkelten, und als sie die Bewohner Vrajas mit überaus bezauberndem Lächeln anblickte, erweckte sie aufgrund ihrer Schönheit die Aufmerksamkeit aller, besonders der Männer. Als die gopis sie sahen, dachten sie, die schöne Glücksgöttin sei mit einer Lotosblume in der Hand gekommen, um ihren Ehemann, Krishna, zu besuchen. (10.6.5-6)

Putana, deren Aufgabe es war, kleine Kinder zu töten, betrat auf der Suche nach ihnen das Haus Nanda Maharajas. Niemand hinderte sie daran, denn sie war von der höheren Energie des Herrn geschickt worden. Ohne irgend jemanden um Erlaubnis zu bitten, drang sie in Nanda Maharajas Zimmer ein, wo sie das im Bett schlafenden Kind erblickte, dessen unbegrenzte Macht verhüllt war wie ein mächtiges Feuer, das von Asche bedeckt ist. Sie begriff, dass dies kein gewöhnliches Kind war, sondern dass es dazu bestimmt war, alle Dämonen zu töten. (10.6.7)

Der auf dem Bett liegende Sri Krishna, die alldurchdringende Überseele, erkannte, dass Putana einen Hexe war, die es meisterhaft verstand, kleine Kinder umzubringen, und dass sie gekommen war, um Ihn zu töten. Er schloss deshalb Seine Augen, als fürchte Er Sich vor ihr. Darauf nahm sie Ihn, der ihr Untergang sein sollte, auf ihren Schoß, genau wie sich ein unintelligenter Mensch eine schlafende Schlange auf den Schoß legt und dabei denkt, die Schlange sei ein Seil. (10.6.8)

Putana Raksasis Herz war hart und grausam, doch nach außen hin sah sie aus wie eine überaus zärtliche Mutter. Auf diese Weise glich sie einem scharfen Schwert in einer weichen Scheide. Obwohl Yasoda und Rohini sie im Zimmer sahen, hielten sie sie, von ihrer Schönheit überwältigt, nicht auf, sondern blieben still, weil sie das Kind wie eine Mutter behandelte. (10.6.9)

Die gefährliche Raksasi nahm Krishna an Ort und Stelle auf den Schoß und schob Ihm ihre Brust in den Mund. Sie hatte ihre Brustwarzen mit einem tödlichen, sofort wirkenden Gift eingerieben, doch Krishna, die Höchste Persönlichkeit Gottes, wurde sehr zornig über sie und griff mit beiden Händen nach ihrer Brust, drückte sie mit großer Gewalt und saugte sowohl das Gift als auch ihr Leben heraus. (10.6.10)

Sri Krishna war nicht wegen Seiner Selbst auf Putana zornig, sondern weil die Raksasi so viele kleine Kinder in Vrajabhumi umgebracht hatte. Er beschloss deshalb, sie dies zur Strafe mit dem Leben bezahlen zu lassen. (Bhaktivedanta Kommentar zu 10.6.10)

Da die Dämonin Putana an allen lebenswichtigen Stellen unerträglich heftig gequetscht wurde, begann sie zu schreien: "Bitte lass ab von mir, lass ab von mir! Höre auf, an meiner Brust zu saugen!" Sie schwitzte, ihre Augen waren weit aufgerissen, und während sie sich mit ihren Armen und Beinen wehrte, stieß sie immer wieder gellende Schreie aus. (10.6.11)

Als Putana laut und durchdringend schrie, erbebte die Erde mit ihren Bergen und der Weltraum mit seinen Planeten. Die unteren Planeten und alle Himmelsrichtungen erzitterten, und Menschen stürzten zu Boden, wobei sie befürchteten, von Blitzen getroffen zu werden. (10.6.12)

Auf diese Weise kam die Dämonin Putana, die große Qualen litt, weil Krishna ihre Brust heftig gepackt hatte, ums Leben. O König Pariksit, sie riss ihren Mund weit auf, streckte ihre Arme und Beine von sich und stürzte mit wirrem Haar in ihrer wahren Gestalt als Raksasi auf die Kuhweide, genau wie einst Vrtrasura, vom Donnerkeil Indras getroffen, tot zu Boden stürzte. (10.6.13)

O König Pariksit, als der gigantische Körper Putanas auf dem Boden aufschlug, zermalte er alle Bäume im Umkreis von zwanzig Kilometern. Mit ihrem gewaltigen Körper bot sie zweifellos einen außergewöhnlichen Anblick. (10.6.14)

Der Mund der Raksasi war voller Zähne, von denen jeder dem vorderen Teil eines Pfluges glich, ihre Nasenlöcher waren tief wie Berghöhlen, und ihre Brüste glichen großen Felsbrocken, die von einem Hügel herabgestürzt sind. Ihr zerzaustes Haar war kupferfarben. Ihre Augenhöhlen sahen wie tiefe, dunkle Brunnen aus, ihre furchterregenden Schenkel glichen den Ufern eines Flusses, ihre Arme, Beine und Füße sahen wie große Brücken aus und ihr Nabel wie ein ausgetrockneter See. Bereits das Geschrei der Raksasi hatte die Herzen, Ohren und Köpfe der Kuhhirten und Kuhhirtinnen mit Entsetzen erfüllt, und als sie ihren überaus seltsamen Körper erblickten, wurde ihr Schreck nur noch größer. (10.6.15-17)

Der kleine Krishna spielte furchtlos auf dem oberen Teil von Putana Raksasis Brust, und als die gopis die wundervollen Taten des Kindes sahen, kamen sie sofort mit großem Jubel herbei und hoben Ihn hoch. (10.6.18)

Weil Krishna an der Brust der Raksasi Putana gesaugt und sie so getötet hatte, wurde sie augenblicklich von aller materieller Verunreinigung befreit. Ihre sündhaften Reaktionen lösten sich automatisch in nichts auf, und daher war der Rauch, der aufstieg, als ihr gigantischer Körper verbrannt wurde, wohlriechend wie aguru-Räucherwerk. (10.6.34)

Putana lechzte ständig nach dem Blut von Menschenkindern, und mit diesem Verlangen kam sie, um Krishna zu töten; doch weil sie dem Herrn ihre Brust gab, erlangte sie die höchste Vollkommenheit. Was soll man dann also erst von denen sagen, die als Mütter natürliche Hingabe zu Krishna hatten und Ihm ihre Brust zum Saugen reichten oder Ihm etwas schenkten, was ihnen sehr lieb und teuer war, genauso, wie eine Mutter einem Kind etwas schenkt? (10.6.35)

Die Höchste Persönlichkeit Gottes, Krishna, befindet Sich stets im Inneren des Herzens eines reinen Gottgeweihten, und verehrungswürdige Persönlichkeiten wie Brahma und Siva bringen Ihm ständig Gebete dar. Weil Krishna Putanas Körper mit großer Freude umarmte und an ihrer Brust saugte, obwohl sie eine große Hexe war, wurde ihr die Stellung einer Mutter in der transzendentalen Welt verliehen, und so erlangte sie die höchste Vollkommenheit. Was soll man dann erst von den Kühen sagen, an deren Eutern Krishna mit großer Freude saugte und die ihre Milch genau wie eine Mutter voller Jubel und Zuneigung gaben? (10.6.37-38)

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